Artemidoros von Daldis war ein griechischer Traumdeuter und Schriftsteller, der im 2. Jahrhundert n. Chr. lebte. Er ist am bekanntesten für sein Werk „Oneirocritica“, eine Sammlung von Interpretationen von Träumen, die als eines der bedeutendsten Werke der antiken Traumdeutung angesehen wird.
Artemidoros wurde in Daldis, einer Stadt in der römischen Provinz Asia, geboren. Er studierte die Traumdeutung bei verschiedenen Lehrern und bereiste später viele Länder, um sein Wissen zu vertiefen und zu erweitern. Er sammelte auch Träume von Menschen aus allen Schichten und Kulturen und verwendete diese, um seine Theorien zu untermauern.
In seinem Werk „Oneirocritica“ unterscheidet Artemidoros zwischen drei Arten von Träumen: allgemeine Träume, individuelle Träume und kosmische Träume. Allgemeine Träume sind Träume, die von vielen Menschen geteilt werden und allgemeine Bedeutungen haben, wie zum Beispiel ein Traum von einem Feuer, der als Warnung vor Gefahr interpretiert werden kann. Individuelle Träume sind Träume, die spezifisch für eine Person sind und auf ihre persönlichen Umstände und Erfahrungen Bezug nehmen. Kosmische Träume sind Träume, die mit kosmischen Ereignissen in Verbindung stehen, wie zum Beispiel ein Traum von einem Erdbeben, der auf ein tatsächliches Erdbeben hinweist.
Artemidoros argumentiert, dass Träume in der Regel eine prophetische Bedeutung haben und dass es wichtig ist, sie sorgfältig zu interpretieren, um ihre Botschaft zu verstehen. Er gibt auch Anweisungen darüber, wie man Träume interpretieren kann, indem man die Details des Traums, die Umstände des Traumenden und die Bedeutung von Symbolen berücksichtigt.
Ein wichtiger Aspekt von Artemidoros‘ Ansatz ist seine Betonung der Bedeutung von Details im Traum. Er glaubt, dass jedes Element des Traums – sei es eine Person, ein Ort oder ein Gegenstand – eine Bedeutung hat und dass es wichtig ist, diese Details sorgfältig zu untersuchen, um die Botschaft des Traums zu verstehen.
Artemidoros‘ Werk hatte großen Einfluss auf die Traumdeutung im antiken Griechenland und in der römischen Welt und wurde von vielen späteren Traumdeutern und Schriftstellern zitiert und diskutiert. Es wurde auch in die arabische Welt übersetzt und hatte dort einen ähnlichen Einfluss.
Einige der Ideen von Artemidoros, die in seinem Werk „Oneirocritica“ dargelegt werden, sind seine Theorie der Traumgenese, nach der Träume aus den Erfahrungen und Sorgen des Traumenden entstehen, und seine Unterscheidung zwischen „guten“ und „schlechten“ Träumen, wobei letztere als Warnungen vor kommenden Ereignissen oder Problemen interpretiert werden.
Artemidoros hat auch die Idee vorgeschlagen, dass Träume eine Art von „Sprache“ sind, die eine Botschaft enthalten und dass es wichtig ist, die „Grammatik“ und „Syntax“ dieser „Sprache“ zu verstehen, um die Botschaft des Traums zu entschlüsseln.
Artemidoros‘ Werk hat auch dazu beigetragen, die Auffassung zu verbreiten, dass Träume nicht nur als unbedeutende Phänomene betrachtet werden sollten, sondern auch als wichtige Quellen der Weisheit und Erkenntnis. Es hat dazu beigetragen, die Traumdeutung als wichtiges und respektiertes Gebiet der Studie etablieren und hat sich bis heute in der modernen Traumforschung und -analyse bewährt.
Insgesamt war Artemidoros von Daldis ein bedeutender und einflussreicher Denker in der Geschichte der Traumdeutung, dessen Werk „Oneirocritica“ noch heute als Klassiker der antiken Traumdeutung betrachtet wird und dessen Ideen und Methoden in der modernen Traumanalyse immer noch relevant sind.